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      Energieverbundsystem im LEGO-Fabrikationsgebäde 
        in Willisau 
      Von Markus Dolder, Kriens 
        und Josef Felchlin, Emmenbrücke 
      Die LEGO Gruppe erwartet innerhalb der Spielzeugbranche 
        ein erhöhtes Wachstum. Konkurrenzdruck und der Kampf um Marktanteile 
        werden härter. Diese Situation verlangt grosse Flexibilität, 
        um noch rascher auf veränderte Kundenbedürfnisse und Konkurrenzsituationen 
        reagieren zu können. Das neue Fabrikations- und Lagergebäude 
        in Willisau mit seinem zukunftsweisenden Konzept leistet einen Beitrag, 
        dass diesen Anforderungen Rechnung getragen werden. Das als Konzept vom 
        dänischen Architektbüro Rudolf Lolk entworfene Gebäude 
        hat einen modularen Aufbau. Es besteht aus sechs Modulen (ca. 58 X 58m 
        mit zwei Geschossen), die mit Zwischenbauten verbunden sind. In einer 
        weiteren Ausbauphase ist geplant, zwei zusätzliche Module anzufügen. 
      Flexibilität ist gefordert 
        Die geforderte Flexibilität, die unterschiedlichen Nutzungen und 
        Ausbauphasen sowie auch die Versorgungssicherheit haben einen entscheidenden 
        Einfluss auf die Konzepte der Haustechnikanlagen. Die LEGO Produktion 
        AG beauftragte das Ingenieurbüro Künzle + Partner AG Kriens-Luzern 
        im Herbst 1990 mit dem Energiekonzept und der Planung; der gesamten HLK-Anlagen. 
        Der Auftrag umfasste die Projekt- und Ausführungsplanung inkl. Bauleitung 
        der Heizungs-, Lüftungs-, Klima- und Kälteanlagen der Schalttafeln 
        (HLK-Anlagen), 
        der DDC-Regulierung 
        und des Gebäudeleitsystemes HLK. 
        Bereits im Oktober 1993 wurden die ersten Module für die weltweite 
        Produktion der DUPLO Produkte durch die LEGO Produktion AG bezogen. Die 
        Realisierung dieses Bauwerkes mit einer Gesamtbausumme von 165 Millionen 
        Franken war nur möglich durch eine straffe Gesamtprojektleitung und 
        die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten des Planungsteams. Die kompetente 
        und entscheidungsfreudige Bauherrschaft legte zu Beginn mit einem Phasenplan 
        der verschiedenen Ausbauphasen die Grundlage für die Auslegung der 
        Haustechnikanlagen fest. Für die Wärme- und Kälteversorgung 
        musste also eine Infrastruktur geschaffen werden, die in der Lage ist, 
        mit einem minimalen Energieaufwand und einer optimalen Betriebsweise, 
        die unterschiedlichen Nutzungen und Phasen abzudekken. Dies konnte auf 
        der Versorgungsseite dadurch erreicht werden, dass für jedes Modul 
        eine eigene Versorgungszentrale geschaffen wurde, die das Gebäude 
        mit Wärme für die Raumheizung, Lufterwärmung, Brauchwassererwärmung 
        mit Kälte für die Prozesskühlung zur Produkteherstellung 
        und Kühlung der Produktionsräume sowie mit Luft für die 
        minimal erforderliche Aussenluftmenge und zum Abführen von Wärme 
        aus den Produktionsräumen versorgt. In jede der fünf Versorgungszentralen 
        sind drei Medien geführt:  
      
        - Niedertemperaturwärme 50/ 40°C für die Raumheizung, 
          Brauchwarrnwasservorwärmung und Lufterwärmung.
 
        - Mitteltemperaturwärme 65/ 55°C für die Brauchwarmwassernachwärmung
 
        - Kälte 6/12 °C für die Prozesskühlung und die Luftkühlung 
        
 
       
      Die gewählten Medientemperaturen erlauben eine Nutzung 
        von Abwärme auf ihren jeweiligen Temperaturniveau. Neben anderen 
        Voraussetzungen ist dadurch die Grundlage für ein effizientes Energieverbundsystem 
        geschaffen. 
      Wärmeenergie wird verschoben 
        Das Ziel eines Energieverbund- Systems ist es, Energie (im vorliegenden 
        Falle Wärmeenergie) an Orten, wo ein Überschuss davon vorhanden 
        ist, zu entziehen, um diese in anderen Gebäudeteilen, wo ein Energiebedarf 
        besteht, zu nutzen. Je nach Lastverhältnissen und Wärmeenergiebedarf 
        kann im vorliegenden Gebäude die Wärme an folgenden Stellen 
        entzogen werden: 
      
        -  Kühlen der Formen (Produktionsprozess
 
          der LEG0 Teile) 
        -  Wärmeentzug auf den Fabrikationshallen
 
        -  Wärmeentzug aus Technikräumen (Trafostation, Drucklufterzeugung, 
          EDV-Raum)
 
       
       
        Eine Kühlung dieser Räume ist aus Prozess- oder anlagetechnischen 
        Gründen notwendig. Über den Wärmepumpenprozess ist es nun 
        möglich, diese Wärme zu nutzen. Zusätzlich wird direkte 
        Abwärme aus der Druckluftproduktion auf dem Mitteltemperaturniveau 
        genutzt. Die Nutzung der Abwärme ist einer jahreszeitlichen Schwankung 
        unterworfen. Im Sommer, wenn die Wärme nur teilweise gebraucht werden 
        kann, muss der Überschuss abgeführt werden. Dazu wird der Kühleffekt 
        durch Verdunstung in Kühltürmen zu Hilfe genommen. Das Kühlwasser 
        zwischen den Kältemaschinenkondensatoren und den Verdunstungskühlern 
        zirkuliert in einem geschlossenen Kreislauf. Das Wasser, das zur Verdunstungskühlung 
        genutzt wird, ist gesammeltes Regenwasser von den ca. 20'000 m2 grossen 
        Dachflächen. Dieses wird in einen 1'100 Kubikmeter grossen Tank geleitet, 
        der gleichzeitig als Retentionsbecken dient. In Trockenperioden speist 
        eine eigene Grundwasserfassung zusätzlich den Tank.  
      Umweltfreundliche Kälteerzeugung mit gutem 
        Wirkungsgrad 
        Am auffälligsten in der Energiezentrale sind die beiden York-Wärmepumpen/ 
        Kältemaschinen, das Herz des Energieverbundsystems. Um den variierenden 
        Lastverhältnissen Rechnung zu tragen und auch im Teillastbetrieb 
        mit guten Wirkungsgraden zu fahren, sind für die Kompressionsarbeit 
        Schraubenverdichter eingesetzt. Als Kältemittel wurde Ammoniak gewählt. 
        Dieses wird seit über hundert Jahren erfolgreich für diese Anwendung 
        eingesetzt und erlebt zurzeit eine Art Renaissance. Ammoniak hat hervorragende 
        thermodynamische Eigenschaften, kein Ozonabbaupotential, kein Treibhauspotential 
        und ist biologisch abbaubar. Die York-Aggregate 
        werden doppelt genutzt, sowohl für die Wärme- als auch für 
        die Kälteproduktion. Auf der Verflüssigerseite sind drei Wärmetauscher 
        hintereinander geschaltet. Zuerst durchströmt das Heissgas den Enthitzer, 
        dann den Wärmerückgewinnungskondensator und zuletzt den Kondensator 
        zur Abführung der Wärme an den Verdunstungskühler. Der 
        Olkühler der Kältemaschine 
        ist ebenfalls in die Abwärmenutzung eingebunden. 
       
        Lüftungsanlagen für Energiegewinnung 
        Die Lüftungsanlagen sind wichtige Bestandteile des Energieverbund- 
        Systemes. Wie auch die Wärme- und Kältegewinnung sind sie auf 
        das Gesamtkonzept abgestimmt. Die Lüftungsgeräte sind in den 
        Zwischenbauten plaziert. Durch mächtige Rohre wird die Zuluft 
        in die Fabrikations- und Lagerräume geführt. Über Quelluftauslässe 
        strömt die Luft mit leichter Untertemperatur aus und gelangt in Form 
        eines Frischluftsees zu den Personen. Überall, wo sich im Raum Wärmequellen 
        befinden (Menschen, Maschinen), entsteht ein Konvektionsluftstrom. Die 
        erwärmte Luft steigt zur Decke und wird durch Abluft 
        Öffnungen abgesaugt. Durch dieses Lüftungssystem verringert 
        sich der Energiebedarf bei der Kühlung, und es hat gegenüber 
        anderen Systemen einen besseren Lüftungswirkungsgrad. Aus der warmen 
        Abluft 
        kann nun Energie entzogen werden. Entweder direkt über die im Gerät 
        eingebaute Wärmerückgewinnung oder zusätzlich bei Bedarf 
        über Wärmeentzug mittels Luftkühler und Nutzung über 
        das Energieverbundsystem. Im Modul 1 (Infrastrukturgebäude) sorgen 
        kleinere Lüftungsanlagen für gute Luft, unter anderem in der 
        Cafeteria, der Küche und den Büros. Die Anlagen sind so geschaltet, 
        dass beim Öffnen der Bürofenster der entsprechende Luftstrang 
        automatisch abgeschaltet wird. 
      Kleine Module regulieren grosse Module 
        Den Kopf des Energieverbundes bildet eine Landis & Gyr-Regulierung 
        in DDC-Technik (Digital Direct Control). Ausgewählte Messstellen 
        fragen den Anlagezustand ab und ermöglichen es so, über einfache 
        hydraulische Schaltungen und einfache Regelfunktionen in einem Teil des 
        Gebäudes Wärme zu entziehen und an andere Gebäudeteile, 
        wo diese Wärme genutzt werden kann, abzugeben. Gesamthaft ergibt 
        sich ein recht komplexes vernetztes System. Es wurde jedoch darauf geachtet, 
        dass die einzelnen Systeme autonom funktionsfähig und nur wenige 
        Schnittstellen vorhanden sind. Dies wurde erreicht durch einen modularen 
        Aufbau der Systeme und eine jederzeit verfügbaren Handbedienebene. 
         
        Auch die Schalttafeln und Elektro- Schemas sind modular aufgebaut. Bei 
        einem späteren Ausbau oder Umbau, der durch eine Umnutzung nötig 
        wird, können die erforderlichen Schalttafelfelder ähnlich wie 
        bei den LEGO Steinen modular angebaut werden.  
        Ein durchgedachtes und konsequent bis ins letzte Detail durchgezogenes 
        Beschriftungs- und Bezeichnungssystem ermöglicht dem Betriebspersonal 
        eine rationelle Wartung aller Anlagen und Systeme. Die Grundlagen und 
        Voraussetzungen dazu mussten schon sehr früh in der Planungsphase 
        geschaffen werden. 
      Modernste Computersysteme sparen Energie- und 
        lnstandhaltungskosten 
        Eine weitere Unterstützung für die rationelle Bedienung aller 
        Anlagen gibt das Gebäudeleitsystem. Auf Monitoren sind die Zustände 
        auf einen Blick ersichtlich. Auf Protokolldruckern erscheinen aktuelle 
        Meldungen der Anlagen oder Wartungshinweise. Die Bedienung erfolgt auf 
        einer gewohnten Benutzeroberfläche mit Fenstertechnik (0S2). Für 
        Auswertungen und Optimierungen steht dem Betreiber ein ausgeklügeltes 
        Messkonzept zur Verfügung. Mit dessen Hilfe ist es der LEGO Produktion 
        AG möglich, die Energieflüsse im Gebäude zu kontrollieren 
        und Energiebilanzen zu erstellen. Dadurch kann eine Aussage gemacht werden, 
        wo wieviel Energie verbraucht, umgewandelt oder produziert wird. Die Überwachung 
        und Darstellung der Wirkungsgrade, Laufzeitenund Betriebsweisen der Aggregate 
        und Anlagen spart Energie- und Instandhaltungskosten. Über eine eigens 
        für dieses Objekt geschaffene Schnittstelle werden die anfallenden 
        Daten in ein Tabellenkalkulationsprogramm übernommen. Damit ist eine 
        für den Anlagebetreuer sehr aussagekräftige Darstellung in Diagrammen 
        und Grafiken möglich, und die Bedienung erfolgt wiederum auf einer 
        vertrauten Benutzeroberfläche. 
      Kurze lnstallationszeit 
        lnstallationsbeginn im Rohbau war der 1. Februar 1992. Am 1. Oktober hatte 
        die LEGO Produktion AG ein fixfertiges und beheiztes Modul bezogen. Die 
        letzten Gebäudeteile wurden am 1. Februar 1993 ebenfalls termingerecht 
        an die Bauherrschaft übergeben. Die Realisierung dieses Vorhabens 
        war nur möglich durch die straffe, jedoch sehr unkomplizierte Führung 
        des Generalunternehmens Alfred Müller AG und die entscheidungsfreudige 
        Bauherrschaft. Dadurch wurden gute Rahmenbedingungen und eine ausgezeichnete 
        Atmosphäre geschaffen. Ein weiteres Plus für die Realisierung 
        des Energieverbundsystemes war die Tatsache, dass die HLK-Anlagen 
        in der Planung, wie auch später nach der Vergabe in der Ausführung 
        aus einer Hand kamen. Dadurch ergaben sich keine Schnittstellenproblerne 
        und kurze Entscheidungswege. Die Anlagen Heizung, Lüftung, Klima, 
        Kälte, Regulierung und Leitsysteme konnten somit optimal aufeinander 
        abgestimmt werden. 
        
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